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O – Sensei Morihei Ueshiba, der Begründer des Aikido
Eine persönliche Anmerkung
Verfasser: Christian Büttner, Sensei of AIKI-DO ( 6 Dan Aikikai ) / Sifu of WingTsun ( 5th Master Degree EWTO )
Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung über das schreiben, was ich mit der Kunst des AIKI erleben durfte. Mehr als denn je wurde mir nach meinem langen Japanaufenthalt bewusst – aber auch schon durch unzählige Seminare vorher, weil ich unterschiedliche Stile praktizieren durfte – das O-Sensei eindeutig und ohne Umschweife ein Samurai mit all seinen Tugenden / Prägungen war.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Begründer bereits während seiner prägenden Ausbildung weit über den Tellerrand seiner sich damals schon stetig entwickelten eigenen Kunst hinausblickte…er war durch und durch Kampfkünstler mit einer klaren Ethik und tiefen moralischen Vorstellung.
Doch das Bild eines sog.lieben weißbärtigen Mannes, philosophierend über Liebe, Harmonie und universelle Kraft passte hervorragend in unser westliches Gedankenbild, als 1969 ( Hippezeit / Love and Peace ) die ersten japanischen Sensei´s Europa mit dieser sog.“tanzenden“ sanften Selbstverteidungskunst begeisterten.
Doch das war definitiv nicht die „Kriegs“kunst ( martial art ) des Begründers, dies ist heute mehr als denn je belegt, es war die Entwicklung seines Sohnes, dessen Schüler und deren Schüler. Und es sei an dieser Stelle ganz klar betont, es gibt definitiv keine sanfte Selbstverteidigung. Die allgemeine Diskussion darüber möchte und will ich anderen überlassen… .
Es gibt keine Kunst, die kontroverser in der allgemeinen Kampfkunstwelt auf Grund ihrer Funktionalität, Selbstverteidigung etc. diskutiert wird als das Aikido O – Sensei Morihei Ueshiba´s. Sei es nur durch die Leichtigkeit der Kontrolle eines Angreifer´s, unglaublicher Energiewürfe aber auch seiner stark orientierten religiösen Grundhaltung, die seine Kunst mehr als beeinflusste.
Eine kurze Biographie
Morihei Ueshiba wurde am 14.12.1883 in Tanabe, Wakayama-Präfektur geboren. Er lebte in Shirataki, Hokkaido von 1912-1919. Im Jahre 1915 wurde Morihei Ueshiba ein Schüler von Sokaku Takeda, der das Daito-Ryu-Aikijutsu unterrichtete. Takedas Lehrmethoden sind die technischen Hauptbestandteile des Aikidos von O-Sensei.
Im Jahre 1919 machte O-Sensei Ueshiba die Bekanntschaft von Onisaburo Deguchi, einem charismatischen spirituellen Führer der Omoto-Religion. Ueshiba zog nach Ayabe (dem Zentrum der Omoto-Religion) in der Nähe von Kyoto von 1919-1927. Im Jahre 1927 zog Ueshiba nach Tokio und eröffnete sein erstes Dojo, das Kobukan, im Jahre 1931.
Bis 1935 unterrichtete O-Sensei Ueshiba die Techniken des Daito-Ryu-Aikijutsu, er hatte von Sokaku Takeda die Lehrbefugnis dafür erhalten. Obwohl er diese Techniken unterrichtete, hatte O-Sensei keinen Kontakt mehr zu Sokaku Takeda, in dieser Vorkriegsperiode wurde seine Kunst oft als AIKI-Budo bezeichnet.
Frühe Filmaufnahmen (Aiki News, Aiki Budo) zeigten bereits die eigene, dynamische Entwicklung Ueshibas in einer kraftvollen Technik innerhalb der Bewegung. Auch ist der Einfluss der Waffenübungen, so z. B. juken (das Bajonet) demonstriert. Es gibt dazu viele Vergleiche zu den heutigen Aiki-Jo Techniken und der darin begründeten Verwandschaft. Zusätzlich wurde Ueshiba von den Kampfkunst-Techniken des Tenjin Ryu-Jujutsu, dem Yagu-Ryu Jutsu und dem Kodokan Judo beeinflußt.
Die Entwicklung der Waffen im Aikido
Im Jahre 1937 schrieb sich Ueshiba mit seinem Schüler Zenzaburo Akazawa in die Schwertschule des Kashima Shinto ein. Diese befand sich in Kashima. Ueshiba lud danach viele der Lehrer nach Iwama ein, um dort zu unterrichten.
Diese Techniken formten die Basis des Aiki-Ken.
Die Entwicklung des Aiki-Jo hingegen basiert auf den Kenntnissen O-Senseis in der Führung des Speers (yari), dem juken (Bajonet) und dem naginata (Kurzlanze). Aritoshi Murashige (ein früher Schüler O-Senseis) studierte in den früheren 30iger Jahren die Führung des Jos im Kobukan Dojo. Dies mag ein Einfluß auf die Entwicklung des Aiki-Jos gehabt haben.
Diese gesamten Einflüsse mit der einzigartigen Bewegung des Tai-Sabaki ist wahrscheinlich das, was die Entwicklung und den Gebrauch des Jos und des Kens im Iwama Ryu auszeichnet.
Die Jahre 1942 – 1969
Im Jahre 1942 zog Ueshiba nach Iwama in der Präfektur Ibaraki und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1969. Es ermöglichte ihm ein Leben der Meditation, der Landwirtschaft und intensiven Trainings.
Zitat von Stanley Prenin – Aikido-Historiker und Herausgeber der AIKI-News in Japan:
Diese Zeit in Iwama beweist die Entwicklung des modernen Aikido in jeder Hinsicht.Freier als niemals zuvor konnte sich Morihei Ueshiba mit intensiven Training und Meditation beschäftigen, um das Ergebnis einer Kriegskunst zu erreichen, einen Konflikt auf friedvolle Art und Weise zu lösen …
Während der Anfangszeit in Iwama studierte O-Sensei sehr intensiv Waffen, daraus entwickelte sich eine wahre Form des Budo, das die Formen des Schwertes und des Stockes beinhaltet.
Der Begründer starb im Jahre 1969. Er ließ das Aiki Shuren Dojo und den Aiki Shrine (Aiki Jinja) in den Händen von Morihiro Saito Sensei, der sein Schüler seit 1945 war. Somit war Saito Sensei derjenige, der verpflichtet war, die Lehren des Begründers in ihrer ursprpünglichen Form weiter zu pflegen.